Nachruf auf Gustav Fischer

Von altem Schrot und Korn

 Gustav Fischer

 

Im gesegneten Alter von 97 Jahren ist mit Gustav Fischerf das Ehrenmitglied der Sportgemeinschaft Rödental und ein Urgestein des Rödentaler Sports von uns gegangen. Im Jahr 1934, mit 14 Jahren, in den damaligen Turn-und Sportring 02 Oeslau eingetreten, konnte er 2014 im Nachfolgeverein, der Sportgemeinschaft Rödental e.V das seltene Jubiläum der 80-jährigen Vereinsmitgliedschaft feiern.
Wer ihn nach den „alten Zeiten“ fragte, musste etwas Zeit für seine Antwort mitbringen. Mit leuchtenden Augen und fester Stimme holte er dann - selbst noch im hohen Alter - scheinbar mühelos Geschichten und Anekdoten aus dem reich gefüllten Fundus seiner Erinnerungen hervor. Da war er dann wieder der energische Oberturnwart und Leiter der Turnerjugendgruppe, der seine Schützlinge begeistern und zu Höchstleistungen führen konnte. Die „Turnerei“, das war seine Welt. Für ihn und seine Generation nicht nur eine Sportdisziplin unter vielen, sondern eine, von Idealen geprägte Lebenseinstellung, durch die sich ganz im Sinne des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn die Entwicklung des Menschen durch ganzheitliche Formung von Körper Seele, Geist vollzog. Schon im Kindesalter sollte der Nachwuchs neben der körperlichen Ertüchtigung auch an Tugenden wie Ordnung, Pünktlichkeit ebenso wie Pflichtbewusstsein Selbstdisziplin, Eigenverantwortung und die Bereitschaft zur Einordnung in die Gemeinschaft gewöhnt werden.
In seiner aktiven Zeit genoss Fischer als talentierter Gerätturner, Leichtathlet, Faustball- und Feldhandballspieler über fast vier Jahrzehnte vor und nach dem zweiten Weltkrieg einen herausragenden Ruf.
Bei der Wiedergründung des TSR 02 Oeslau im Jahr 1949 leistete Gustav Fischer als Oberturnwart und beim Aufbau der Handballabteilung einen entscheidenden Beitrag. Neue Maßstäbe in der Jugendarbeit setzte er mit der 1957 gegründeten Turnerjugendgruppe. Fortan gehörten regelmäßige Gruppenabende, Wanderfahrten und Zeltlager zum Angebot des Vereins. Seine Viererpaar-Gruppe im Turngruppenwettstreit kehrte selbst von Wettkämpfen auf Landes – und Bundesebene bis in die 1960er Jahre hinein stets mit Spitzenergebnissen heim. In den 1950er und 1960er Jahren brachte Fischer seine Führungstalente auch im Turngau Coburg-Frankenwald als Fachwart und Kampfrichter ein. Als in Coburg 1960 die Hundertjahrfeier des 1. Deutschen Turnfests gefeiert wurde, hatte er die Organisation des aus diesem Anlass stattfindenden Bundesturnerjugendtreffens inne. Die Sportgemeinschaft Rödental verdankt seiner Initiative und Beharrlichkeit auch die Errichtung des 1961 eingeweihten Jugend- und Freizeitheims in Weißenbrunn v. Wald, die als Begegnungsstätte für Vereine aus Nah und Fern bis heute einen ausgezeichneten Ruf genießt. Schließlich hat Gustav Fischer bei dem, im Jahr 1973 vollzogenen, Zusammenschluss die beiden Oeslauer Traditionsvereine TSR 02 und des TSV 1881 entscheidend dazu beigetragen, dass daraus eine Erfolgsgeschichte wurde.
Die Wertvorstellungen des Verstorbenen waren und sind bis heute Richtschnur für die sehr erfolgreiche Jugendarbeit im Breitensport unseres Vereins. Ganz im Sinne seines Wahlspruchs: „Es gilt nicht, die Asche zu hüten, sondern die Fackel voran zu tragen“, werden wir unserem Turnbruder Gustav Fischer stets ein ehrendes Andenken bewahren (ds).
Thomas Gehrlicher,
Präsident Sportgemeinschaft Rödental