Gruppe Sportliche Freizeitgestaltung bezwingt Blessberg

„Wohlauf die Luft geht frisch und rein, wer lange sitzt muss rosten“- die Anfangszeile dieses unserer „Frankenhymne“ passte perfekt zur Lufttemperatur von 12 Grad als sich unsere 15 Personen zählende Gruppe am Morgen des 16. Juli beim Sauerteig zur Fahrt nach Stelzen am Fuß des Blessbergs zusammenfand.

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Erstes Ziel waren dort natürlich die Quelle der Itz samt dem daneben liegenden Wallfahrtskirchlein St. Maria Hilf.

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Dietrich Schulz gab in der stimmungsvollen, von Buchen umsäumten Grotte einen Überblick über bis in die keltisch-germanisch zurückreichende Geschichte und die Sagen und Legenden dieses Ortes.

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Der Name Itz geht auf die heidnische, im Blessberg wohnende Göttin Idisa zurück. Sie sei, so die Legende, einem Jungen aus dem Theuerngrund erschienen und habe ihm das Geheimnis von der Heilkraft der Quelle eröffnet. Seinem an Lähmung und Gicht leidenden Vater, einem Goldgräber, brachte er das Wasser mit – Es half. Er wurde gesund und rasch verbreitete sich das Wunder von der Heilung im Volk.

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Ein, durch das Itzwasser ebenfalls geheilter, reicher Würzburger Kaufmann errichtete zum Dank die neben der Itzgrotte gelegene Kirche samt der Mauer und einem Badetrog und nannte sie „Mariahilf“. Dorthin wallfahrten die vielen Geheilten. Als   Zeichen ihrer Genesung ließen sie ihre Krücken, früher auch Stelzen genannt, in der Kirche zurück. Dort wurden sie im Kircheninneren an den Wänden aufgehängt. Der Sohn des Kaufmanns witterte ein Geschäft, umzäunte das Bad und verlangte von den Kranken eine hohe Eintrittsgebühr. Die Quelle sprudelte weiter, doch die Heilkraft des Wassers blieb plötzlich aus. Der kleine, von Bauern gegründete, heute 85 Bewohner zählende Ort Stelzen erhielt seinen Namen in Erinnerung an die zahlreichen in der Kirche zurückgelassenen Gehhilfen. Die beiden hohen Linden am Kirchenaufgang lassen den Schluss zu, dass sich an dieser Stelle ein Gerichtsplatz,

germanisch Thing, befand. Gerichtslinden hießen die Bäume an diesen Orten, wo jährlich zweimal Recht gesprochen wurde. Bekannt ist, dass bei der Einführung des Christentums die Kapellen durch die Missionare vorwiegend an den Stellen errichtet wurde, die auch den Heiden heilig waren. Übrigens: Lange Zeit wurde die Kirche St. Johannis in Oeslau als Taufkirche des Prinzgemahls Albert bezeichnet. Urkunden beweisen jedoch, dass er an dem Ort seiner Geburt, nämlich im Marmorsaal von Schloss Rosenau getauft wurde. Dazu fand ich in einer britischen Biografie des Prinzgemahls folgenden Hinweis zu diesem Ereignis:

“Albert was baptised into the Lutheran Evangelical Church on 19 September in the Marble Hall with water taken from the local river, the Itz“. („Albert wurde am 19. September 1819 im Marmorsaal des Schlosses Rosenau in die lutherisch-evangelische Kirche aufgenommen durch die Taufe mit Wasser, das aus dem örtlichen Fluss Itz geholt wurde“).

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Dass die Heilkraft angeblich nachgelassen oder ob sie gar nicht existiert hat, darüber lässt sich trefflich streiten. Bemerkenswert ist schon, dass dem kleinen Prinzen im Rahmen des christlichen Rituals der Taufe auch ein Spritzer Wasser verabreicht wurde, dessen Heilkraft auf eine dezidiert heidnische Legende zurückgeht. Prinzip: Doppelt genäht hält besser.

Und so hat sich die Überzeugung: Irgendetwas muss ja dran sein an der Heilkraft“ über die Jahrhunderte hartnäckig gehalten. Unsere Gruppe wurde folgerichtig auch Zeuge, wie von weit her Besucher das Quellwasser direkt und kostenfrei in die mitgebrachten Flaschen abfüllten. A propos kostenfrei. Die örtliche Feuerwehr betreut das Gelände ehrenamtlich. Dafür hängt ein kleiner Spendentopf an der steinernen Quellfassung. Das weite Rund der Grotte ist tip-top gepflegt. Eine Augenweide. Herzlichen Dank dafür aus Rödental.

Nach der Besichtigung der Kirche, die für uns in dankenswerter Weise durch die für die Kirche zuständige Stadtverwaltung Eisfeld extra geöffnet wurde, nahmen wir den Aufstieg zum Gipfel in Angriff.

Der bis dahin noch ziemlich frische Wind stellte sein Gebläse ab. Petrus hatte seinen Malkasten ausgepackt und pinselte für uns den Himmel bis zum Horizont azurblau an. Mit güldenem Sonnenschein angestrahlt, versteht sich. Was natürlich zur Aufheizung der Aufstiegsgeplagten und schließlich zu Entkleidungspausen zwang.

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Mal steil, mal für kürzere Abschnitte trügerisch flach führte der Weg uns allmählich dem 867 m hohen Gipfel des Blessbergs entgegen. In seinem Namen steckt übrigens das althochdeutsche Wort „blassa“, weißer Stirnfleck, wie beim Bleßhuhn und die blasse, sprich weiße Hautfarbe. Der Blessberg dürfte deshalb wegen seines weißen Winterkleids, das ihn aus der Kette der Thüringer Wald Berge deutlich heraushebt, so getauft worden sein.

Da sich unsere Gruppe aus unterschiedlichen Alterskohorten zusammensetze, trat der bei Autoschlangen bekannte Zieharmonika-Effekt ein: Die im Leistungsbereich „Hochbetagt“   auf die Strecke gegangenen Semester mussten gelegentlich eine Verschnaufpause einlegen. Der letzte Aufstieg hatte es in sich und den Einsatz der letzten Körner gefordert. Kein Wunder, dass die erste Gruppe schon ihr Bier auf dem Tisch hatte, als die Nachzügler schweißgebadet im Wanderheim eintrudelten. Die Vollzähligkeitsüberprüfung ergab, dass keine(r) sich verlaufen hatte, abgestürzt oder in einen Erschöpfungsschlaf gefallen war.

Der Wirt des Wanderheims und seine Küche standen bei Fuß und heimsten für die schnörkellos fränkischen Speiseofferten wie der saftigen Fleischwurst, den selbstgemachten Detsch mit Apfelmus und einer Sülze ebenfalls aus eigener Fertigung mit Bratkartoffeln kräftiges Lob ein. So gestärkt hatten einige Unverwüstbare noch die Kraft, den frisch renovierten Aussichtsturm zu erklimmen. Sie wurden bei guter Sicht mit einem traumhaften Rundblick auf unsere wunderbare Landschaft belohnt. Der Schriftsteller Gottfried Herder befand auf der Durchreise kurz und bündig: „Es ist die schönste Gegend der Welt“.

Für den Abstieg zurück nach Stelzen hatten wir uns für die bequemere, allerdings deutlich längere Strecke auf dem Fahrweg entschieden. Letztlich waren doch alle froh, dass wir uns für diese Alternative entschieden hatten.

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Fazit: Ein wunderbarer Wandertag in frischer duftender Sommerluft in unserer nächsten Heimat. Alle Teilnehmer, auch denen- die am Schluss jeden Muskel spürten – war beim Abschied die Freude über den gelungenen Tag ins Gesicht geschrieben.

Für die Ausrichter Volkmar und Dietrich der schönste Lohn. Die würden sich im Übrigen sehr freuen, wenn sich auch die jüngeren Sportfreunde bei uns einklinken würden. Die nächsten Pläne sind bereits angedacht. Auf alle Fälle wird auf vielfachen Wunsch in der Adventszeit wieder ein Abend auf der SG Hütte mit Volksliedersingen und Geschichten- erzählen dabei sein.

Dietrich Schulz